Die Brüder Grimm Märchen zählen zu den ältesten und verbreitetsten Kulturgütern der Menschheit. Sie tauchen in früherer Zeit nur gelegentlich in schriftlicher Form auf. Erst im 19. Jahrhundert wurde begonnen sie zu sammeln und zu veröffentlichen. Die Brüder Jacob (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859) sind die Pioniere auf dem Gebiet der Märchen. Sie erfanden das Märchen in der uns heute bekannten Form. Zu ihrer Zeit begann ein romantischer Märchenboom. Vor den Brüdern Grimm gab es eine frühe europäische Märchensammlung. Zu den bedeutendsten Vorläufern gehörten der Venezianer Francesco Straparola (1480-1558) und der Neapolitaner Giambattista Basile (1575-1632). Sie sammelten im 16. und 17. Jahrhundert Geschichten der Überlieferung ihrer Heimatregion und erzählten sie nach. Ein weiterer Zweig der Märchentradition hat seinen Ursprung im Orient. Der französische Orientalist Antoine Galland (1646-1715) gab von 1704 bis 1708 seine erste Ausgabe der Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht in zwölf Bänden heraus.
Märchen sind frei erfundene Erzählungen von wunderbaren Dingen und Vorgängen. Sie wurden irgendwann erdacht und erzählt. Viele Male gab es Änderungen und sie wurden in anderer Form weitergegeben. Irgendwann brachte man sie durch Aufschreiben in eine Fassung, die uns heute überliefert ist. Die modernen elektronischen Medien verbreiten die Märchen in einer noch nie da gewesenen Weise. Dabei werden sie durch den Film, das Fernsehen, den Rundfunk und das Hörbuch unterstützt. Durch diese starke Konkurrenz tritt der eigentliche Charme eines Märchenbuches immer mehr in den Hintergrund.
Märchen erzählen oft von Wundern, vom Sieg des Guten oder vom Recht auf Glück. In aller Welt gibt es Fans der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Die Märchenfiguren sind teilweise weltbekannt, dazu gehören „Rotkäppchen“, „Froschkönig“, „Hänsel und Gretel“ und „Schneewittchen“. Der erste Band der Kinder- und Hausmärchen wurde von den Brüdern Grimm im Jahr 1812 veröffentlicht. Er sollte eigentlich nur eine Zusammenfassung beziehungsweise Sammlung der mündlichen Überlieferungen darstellen. Viele Märchen beginnen mit dem Satz „Es war einmal…“ und enden mit „…und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“
Die Brüder Grimm Märchen zeigen, dass es mit dem Bösen oder Schlechten kein gutes Ende nimmt. Sie erwartet meist ein unangenehmer Tod. Nur die Guten leben bis ans Lebensende glücklich und zufrieden. So ist der Wolf oft der Bösewicht. Er frisst beispielsweise das Rotkäppchen oder die kleinen Geißlein in „Der Wolf und die sieben Geißlein“. In „Schneewittchen“ versucht die böse Stiefmutter das Schneewittchen zu vergiften. Hänsel und Gretel schaffen sich von der bösen Hexe zu befreien, nachdem sie statt der Kinder im Ofen landete.